Unter Deiner Uniform

von Mala (Teilnehmerin)

Ich schreie durch den Wald damit ich nicht dich anschreien muss. Die Wut braucht ein Ventil damit sie sich nicht in Gewalt verwandelt. Ich weine den Schmerz aus mir heraus wie ich noch nie geweint habe, bekomme keine Luft mehr. Aber ich werde nicht daran ersticken. We stick together. Meine Freunde sind bei mir. Wieder frei.

Gemeinsam heilen wir die Wunden, die du ihnen zugefügt hast. Ich weine auch für dich. Ich schreie auch für dich. Denn deine Gefühle sind gefangen in einer Uniform für die du dich irgendwann mal entschieden hast. Sie legitimiert deine Gewalt. Sie erlaubt dir Menschen das anzutun wovor du sie beschützen solltest. Gewalt. Schikane. Folter. Du verwehrst ihnen, die Rechte für die wir leben. Wasser. Nahrung. Sicherheit. Einen warmen Schlafplatz. Körperliche Unversehrtheit. Selbstbestimmung. Für alle. Auch für dich. Auch für deine Kinder. Warum kämpfst du gegen uns?

Ich will so lange hier liegen und weinen bis ich keinen Tränen mehr habe.
Ich will so lange hier rennen und schreien bis ich keine Stimme mehr habe.
Vielleicht ist dann wieder Raum in meinem Herzen für Liebe.
Vielleicht kann ich dir dann in die Augen sehen und dich fragen: Warum schaust du zu?
Vielleicht kann ich dir dann die Hand geben und fragen: Warum machst du mit?
Vielleicht wird dir klar, wenn du hörst wie sie in den Zellen singen, in denen du sie folterst, wenn du siehst wie sie ihr Gefängnis in ihren Meditationsraum verwandeln, dass das nicht deine Feinde sind.
Vielleicht wird dir das nächste Mal wenn du jemanden zwingst sich vor dir auszuziehen klar, dass dich niemand zwingt deinen Uniform anzulassen.
Vielleicht wird dir klar, wenn du das nächste mal jemandem sagst: Erst machen wir ein Foto, dann darfst du gehen, dass du dein Gesicht nicht verlierst wenn du einfach gehst.
Vielleicht hörst du meine Schreie wenn du das nächste Mal im Wald joggen gehst.
Vielleicht denkst du an meine Tränen, wenn du mit deiner Tochter am Teich Enten fütterst.
Und vielleicht ziehst du deine Uniform aus und hörst auf zu gehorchen, zu funktionieren, einem System zu dienen, das dem Leben nicht dient.
Und vielleicht fordern dann deine Schreie zusammen mit meinen Gerechtigkeit.
Und vielleicht erzählen deine Tränen wenn sie mit meinen zusammen fließen Geschichten von Liebe.
Und vielleicht sitzt du eines Tages mit meinen Freunden in den Bäumen und singst Lieder vom Frieden. Und deine Tochter steht unten und weint, weil über uns der Helikopter kreist und sie die Hunde schon kommen hört. Und weil sie nicht weiß, wie weit die, die nicht den Mut hatten ihre blauen Zwangsjacken auszuziehen, diesmal gehen.